Park, Kunst und Utopie

Der Seepark in Freiburg-Betzenhausen ist erst über die Landesgartenschau 1986 in der heutigen Form entstanden (vorher ein Baggersee). Mit der LGS verbunden war ein Wettbewerb „Park, Kunst und Utopie“, wobei Werke der zugehörigen Ausstellung im Seepark belassen wurden. Es lohnt sich also, mal einen Blick auf diese “versteckten” Kunstwerte zu werfen (siehe auch allgemeiner Beitrag zum Seepark und Flückigersee auf der Seite des Bürgervereins).

Im damaligen Wettbewerb (beteiligt war auch Prof. Klaus Humpert als ehemaliger Leiter des Stadtplanungsamtes) sollten vor allem plastische Qualitäten relevant sein; deshalb waren insbesondere auch junge und renomierte Architekten zur Teilname eingeladen (z.B. Krier, Ungers, Hilmer/Sattler und Heinz Mohl). “Der Anteil künstlerischer Aktivitäten an der Freiburger Landesgartenschau ist höher als bei früheren Ausstellungen und entspricht dem Anspruch der Universitätsstadt,…“; so stand es auch in den offiziellen Unterlagen zu LGS.


Forsthaus Seepark, Architekt Heinz Mohl (Karlsruhe, 1986)

Hierbei handelt es sich um eine spektakuläre, öffentlich zugängliche Konstruktion am Südwestufer des Sees. Das sog. Forsthaus trägt gelegentlich auch den Titel ,,Der liegende Turm” (36 Meter lang): es wurde explizit geplant “ohne besondere Nutzung”.

Die Holzkonstruktion steht auf Stelzen und hat ein Dach aus Glas: das Ganze vermittelt trotz der beachtlichen Dimensionen (bis zu 15 Meter hoch) eine große Leichtigkeit. Der Bau erlolgte mit Douglasienholz aus dem Freiburger Stadtwald.

Während der LGS gab es hier ein Ausstellung von Forstamt und anderen städtischen Institutionen. Umrahmt wird das Forsthaus von einem kleinen Wald, dessen Bäume repräsentativ für den Freiburger Stadtwald stehen soll.

Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf den See, die gegenüberliegende Anhöhe mit dem Seeparkturm und den Stadtteil Mooswald dahinter.

Pavillon (Tempelchen) entworfen von Prof. Robert Krier (“Rob Krier”, Luxemburg, 1986, www.robkrier.de)

Kuppel, Säulen und Rundbögen hinterlassen einen historischen und fast romantischen Eindruck: Also ein wenig Belvedere im Seepark (Rob Krier nannte es wohl “garden pavilion”). Über dem Gewölbe im unteren Bereich befindet sich ein Kuppelraum; eine Rundtreppe führt außen dort hinauf.

 

Das Tempelchen ist sicher eines der beliebtesten Objekte im Seepark, vor allem auch als Foto-Motiv: von hier aus bietet sich ein schöner Blick auf den See bzw. das Ufer zur Seebühne.

 

Star-Architekt und Stadtplaner Rob Krier wurde 1938 in Luxemburg geboren, er war über 20 Jahre als Dozent an der TU Wien tätig und gilt als scharfer Kritiker “moderner” Architektur. Rob Krier betreute städtebauliche Projekte in ganz Europa, aber vor allem in den Niederlanden.

Boden-Sonnenuhr in der Nähe des Bürgerhauses, eine Konstruktion von Prof. Heinz Schumacher (Freiburg, 1986).

Als Zeiger dient der Mensch, dessen Schatten auf die Markierungen für Stunden trifft: um die Zeit anzuzeigen, muss man sich auf den Punkt der Kalenderskala stellen, der dem aktuellen Datum entspricht.

 

Die Sonnenuhr im Seepark wurde entworfen von Prof. Heinz Schumacher (1909 – 1998), der in den Jahren von 1949 bis 1974 die Meisterschule für Steinbildhauer und Steinmetze in Freiburg leitete. Den Sonnenuhren galt immer sein besonderes Interesse: Er verfasste mehrere Fachbucher und Anleitungen zu deren Konstruktion. Den Arbeitskreis Sonnenuhren in der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie (DGC) leitete Schumacher von 1976 bis 1985 als Vorsitzender.

Promenade nähe Bürgerhaus, Bernd Hennig (1986)

Rotbraun gestrichene Eisenplastik, deren einzelne Elemente symbolisch für Teile des Parks stehen sollen.

Bernd Hennig (geb. 1952 in Heilbronn) ist als freier Bildhauer und Objektkünstler tätig und erstellte vor allem in den ersten Jahren seines Schaffens gern große Skulpturen aus Stahl. Er hat seit 1994 eine Professur im Fachbereich Design an der Fachhochschule Anhalt in Dessau-Roßlau (alles weitere  siehe Wikipedia).

Lichtturm, Regioplatz vor dem Bürgerhaus, Oswald Mathias Ungers (Köln, 1986).

Der Lichtturm ist zentrales Element auf dem sog. “Regioplatz” zwischen Bürgerhaus und Gerhart Hauptmann Schule. Er symbolisiert die Regionen des Großraums Basel, des Elsaß und Südbaden im Dreiländereck des alemannischen Sprachraums. Entsprechend hat der Platz drei unterschiedlichen Pflasterungen.

Auf einem vierstufigen Unterbau ragt ein kantiger Turm mit rostbraunem Klinker für 17 Meter in die Höhe. Der Unterbau mit 4 Stufen ist ein beliebter Sitzplatz mit Blick auf das Geschehen rund um das Bürgerhaus. Am oberen Ende schliesst der Turm ab mit quadratischen Öffnungen, die das Licht aus allen Himmelsrichtungen durchlassen: daher wohl der Name des Bauwerks.

Auf der West-Seite in Richtung Japanischer Garten ist eine Inschrift von Lina Ritter zu finden: “Worum trennt uns e Rhi? Ass mir zeige chenne, Wie me Brucke bäut“.

Der Architekt Oswald Mathias Ungers (1926 – 2007) sah sich Entwurfs- und Gestaltungsprinzipien verpflichtet, die er aus der Vergangenheit ableitete, weiterentwickelte und in seinen Bauten jenseits aller Moden und Schulen als in seiner Sicht zeitgemäßen Ausdruck allgemeiner menschlicher Ordnungen zu verwirklichen suchte (so sagt es Wikipedia und weiteres zum Architekten…).

Seeparksäule, Nähe Bürgerhaus auf dem sog. “Platz des Handwerks”, Dieter Schindler (1986).

Die knapp 5 Meter hohe Marmor-Säule zeigt von unten nach oben die unterschiedlichen Schritte in der Arbeit eines Bildhauers: vom grob-kantigen Stein bis zur fein geschliffenen Oberfläche. Ursprünglich lief Wasser von der oberen Abschlussplatte hinab entlang den verschiedenen Stufen des Schaffens. Wer mag, darf die “Metamorphose des Steins” von umgebenden Bänken auf sich wirken lassen.

Der sog. “Platz des Handwerks” wird durch einen einfache, kreisförmige Pergola eingerahmt. Die Säule wird zusätzlich am Boden umgeben durch Mosaike mit den Wappen der Handwerkerzünfte (der Platz wurde zur LGS gestaltet durch Betriebe der Freiburger Handwerkskammer).

Seeparkturm auf dem Rebberg, Architekten Heinz Hilmer und Christoph Sattler (München, 1986).

Die Gestaltung des 18 Meter hohen, markanten Holzturms im “Schnecken-Design” ist entstanden aus dem Gedanken an eine spiralförmigen Aufstieg: zunächst in der Landschaft den Hügel hinauf, über die Turmbasis als Stufenrampe und die dann folgende Wendeltreppe. Oben auf dem Turm bietet sich eine schöne Aussicht über den gesamten Park, bzw. auf die Silhouette von Freiburg mit Panorama von Schwarzwald und Kaiserstuhl/Vogesen. Im zylinderförmigen Innenraum war während der LGS ein Weinstand installiert. Mehr Hintergründe auch auf Wikipedia.

Auch der Rebberg unterhalb des Turms wurde zur LGS 1986 angelegt und soll Freiburg als Stadt des Weines repräsentieren: alle wichtigen Rebsorten aus dem Gebiet Freiburg, Breisgau, Kaiserstuhl und Markgräflerland wurden seinerzeit hier angepflanzt (617 Rebstöcke). Der Rebberg liegt sinnvollerweise auf der Sonnenseite (Süden).

Im Jahr 2003 wurde der Holzturm leider Opfer von Brandstiftung und musste komplett abgerissen werden. Doch innerhalb eines Jahres wurde der Turm unter Leitung des Architekten Richard Kramer nahezu orginalgetreu wieder gebaut.

Seit 2015 ist Suwon in Südkorea eine Partnerstadt von Freiburg. In Anlehnung an den Seeparkturm hat man dort im Gwanggyo Lake Park ein ähnliches Bauwerk errichtet: allerdings um einiges größer, so dass ein Museum und Umweltbildungszentrum integriert werden konnten.

Bacchus am Fuß des Weinbergs (Kurt Lehmann, Staufen, 1970 )

Bacchus symbolisiert den Gott des Weines. Die Bronze-Figur stand zunächst auf dem Freiburger Schlossberg (Kanonenplatz) und wurde erst zur Landesgartenschau 1986 in den Seepark umgesiedelt. Die gleiche Figur ist auch in Staufen am Fuße des Schlossbergs zu finden am Eingang zur Stadt (dort seit 1996).

Der Bildhauer Kurt Lehmann (1905 – 2000) ist geboren in Koblenz und lebte / arbeitete er viele Jahre in Kassel und Hannover: dort sind auch diverse Werke von ihm aufgestellt. Lehmann hatte u.a. eine Professur an der Technischen Hochschule Hannover. Mit der Pensionierung ging er nach Staufen (1970 bis 1998), wo ebenfalls mehrere Werke von ihm im Stadtbild zu finden sind (siehe auch Wikipedia).

Fliesen-Sonnenuhr am Ufer vor dem Westbad.

Ein Geschenk von Freiburgs Partnerstadt Besançon, dem Zentrum der französischen Uhren-Industrie. Eine solche Uhr nennt man fachgerecht „Analemmatische Bodensonnenuhr“ (siehe Wikipedia).

Um die Uhr zu nutzen, muss man sich selbst auf das aktuelle Sternzeichen in die Mitte stellen und der Schatten liefert die Uhrzeit (6:00 bis 18:00 Uhr). Historische Gebäude aus Besançon bilden die Markierungen der Stunden. Der Innenbereich der Uhr (Zifferblatt) zeigt einen Stadtplan von Besançon aus dem 18.Jahrhundert: dort wird die Altstadt von einer Schleife des Doubs umflossen, darüber ragt die Zitadelle.

Stand 2022 ist die schöne und wertvolle Sonnenuhr leider in sehr schlechtem Zustand; Zukunft also ungewiß. Siehe eigenen Beitrag dazu auf der Seite des Bürgervereins: Die französische Fliesensonnenuhr im Seepark.

Der Erwachende Adam, Bronzefigur im Rosengarten, Wilhelm Gerstel (München, 1932/34).

Dargestellt wird Adam kurz nach der Schöpfung: noch etwas verschlafen wirft er erste Blicke in die Welt und tastet sich hinein.

Die ursprüngliche Figur aus den Jahren 1932/34 hatte Wilhelm Gerstel in Gibs gestaltet. Sie galt in der nationalsozialistischen Zeit als „entartet“ und durfte z.B. bei einer Ausstellung in München über Berliner Kunst nicht gezeigt werden. Die heutige Bronzefigur wurde zur Landesgartenschau 1986 im Rosengarten aufgestellt.

Der Bildhauer Wilhelm Gerstel (1879-1963) arbeite viele Jahre in Berlin; im Jahr 1948 (nach seinem offiziellen Ruhestand) zog es ihn nach Freiburg; hier war er noch für viele Jahre Leiter der Bildhauerklasse an der Freiburger Kunstakademie. 1955 erhielt Gerstel das Bundesverdienstkreuz als Anerkennung für seine Arbeiten (siehe auch Beitrag zu Wilhelm Gerstel bei Wikipedia).

In Freiburgs Altstadt an der Treppe zwischen Greifeneggring und Insel steht eine weitere Figur von Wilhelm Gerstel: der „Aufwärtsstebende“.